„Die Venus vom Tivoli“ – diesmal auf dem Friesenberg
Wieder einmal hat die Theatergruppe Friesenberg ein Stück inszeniert, mit dem sie vermutlich Erfolg haben und sich neue Freunde gewinnen wird, sofern sie solche noch nötig hat. Das neue Stück heisst „d'Venus vom Tivoli“, ist eine Komödie von Haggenmacher und vom bewährten Leo Seidl ins Zürichdeutsche umgearbeitet worden. Die Inszenierung stammt ebenfalls von Leo Seidl und ist sehr gut: Es gibt keine toten oder zerdehnten Stellen in diesem Stück, in dem eine Venus einem Betreibungsbeamten heisse Ohren macht.
Der Beamte ist Junggeselle und merkwürdigerweise dennoch Frauenfeind. Sein Gehilfe ist jung, aber gar kein Feind der Frauen. In dieses Büro also kommen eines Tages Schauspieler und Schauspielerinnen, die gepfändet werden sollen, weil sie dies und das nicht bezahlt haben. Der Beamte ist dazu auch bereit. Aber die Venus vom Tivoli, die eine Tafel „Achtung Kurven, Schleudergefahr“ um den Hals tragen sollte, betört den guten Mann so, dass er die Erfahrungen und die Disziplin einer fast dreissigjährigen Beamtenlaufbahn von sich schüttelt und einmal Eros mit Freude folgt. Natürlich gibt es daneben noch andere Gestalten; eine junge Schauspielerin, die dem jungen Beamten ein bisschen einheizt, und andere, und sie alle machen vergnügt und mit viel Begabung im heiter-verwirrenden Spiel mit. Der Kahn der Handlung schwankt manchmal ein wenig, aber er treibt langsam und stets dem guten Ende entgegen.
Ja, gespielt wird gut, heiter, lebendig. Die vielen Zuschauer und Zuhörer freuten sich daran, klatschten begeistert, lachten fortwährend, was ja bei einem Lustspiel der schönste Beifall ist. Zweifelsohne wird es sich herumsprechen, dass man bei der Theatergruppe Friesenberg köstlich unterhalten und seelisch aufgelockert wird, so dass die nächsten Vorstellungen, am 7. und 11. Oktober, vermutlich ausverkauft sein werden. Erwähnt sei noch, dass im Schweighofsaal gespielt wird.