„D'Venus vom Tivoli“
Glänzende Aufführung der Theatergruppe Friesenberg
Genau besehen handelt es sich bei dieser dreiaktigen Dialektkomödie um eine „halbe“ Uraufführung, denn das Original von Peter Haggenmacher (Pseudonym für den verstorbenen Redaktor Dr. J. Welti) hat schon vor Jahrzehnten Premiere auf der Berufsbühne erlebt. Und doch gewann man kürzlich im Schweighofsaal den Eindruck, der Taufe eines neuen, guten Volksstücks beigewohnt zu haben. So viel an Eigenem, Träfem hat der treffliche Mundartbearbeiter Leo Seidl hinzugeschossen.
Das wirksame Stück, das am Beispiel der Sanierung einer bankrotten Theatertruppe scheinheiliges Bürgertum leichtlebiger, aber ehrlicher Bohème gegenüberstellt, gewann in der Darstellung der Theatergruppe Friesenberg volles Leben. Leo Seidl, der das Spiel einfallsreich inszeniert hat, gab den Paragraphenreiter Knüsli, wie ihn Max Pallenberg etwas verkörpert hatte. Der attraktiven Berlinskaja gelingt es, den sturen Amtsvorstand vollständig umzukrempeln. Stäubli ist ein Schmierendirektor, der nur seiner Muse dient, und Glück für ihn, dass die Moral die Oberhand behält. Susy und Bölsterli, ein ernsthaftes junges Paar, belegen, dass die Jugend besser ist als ihr Ruf. Wären noch die Nebenrollen zu erwähnen, deren Träger ihre Sache alle sehr gut gemacht haben.
Grosser Applaus, manchmal mitten in die Szene hinein, und Blumen zeichneten die erfolgreiche Premiere aus. (Wiederholungen am 7., 11., 14., 15., 20. sowie am 21. Oktober.)