Reisebericht Theaterausflug 2001

8. September 2001, Abfahrt ca. 08.00 Uhr mit einem „Fröhlich“-Bus und dem Chauffeur Ueli, Wetter bedeckt, regnerisch. Das Knabenschiessen zwingt uns den gewohnten Treffpunkt an die Paul-Clairmont-Strasse zu verlegen, was sich auch nicht als gut erweist wegen den blauen Zonen. So müssen alle Autos beim Friedhof parkiert werden, mittlerweile grüssten uns noch Hans und Rösli Bont die auf den Weg zum Familientreff waren. Unsere Reiseleiter waren diesmal Judith und Heinz Pauli für unsere Fahrt ins Grau-Blaue (für das Wetter am Samstag konnten sie nicht viel ändern, aber die Organisation und das Gebotene, es war einfach super). Eine Gruppe mit 29 Mitreisenden war wie üblich gespannt, wohin es diesmal geht.

Heinz setzte sich zu Ueli nach vorne und begrüsste mit einer kleinen Einführung die Reisenden und hat soweit durchblicken lassen, dass es ins Mittelland gehe. Für Kaffee und Gipfeli war auch im Car gesorgt. Heinz und Judith sorgten für unsere Bedienung, so konnten wir vor uns hinsinnieren - Kreisel Emmental Richtung Burgdorf - Langenthal - Thun? In Ramsei sah man schon das Berner Oberland, Mönch, Eiger, Jungfrau, denn die Wolken hatten ein paar Löcher offen gelassen. Es war als könnten wir auf einen schönen Tag hoffen. Heinz informierte jetzt, dass wir als erstes etwas über ein altes Handwerk erfahren würden, nämlich über das Bauen eines Alphorns. Auf der Fahrt nach Eggiwil gab es viele Holzbrücken die unserem Bus oft zum Verhängnis wurden, da das Gewicht zu hoch war und wir nicht jedes Mal aussteigen wollten, um zu Fuss die Brücke zu überqueren. Für solche Fälle gab es eine Runde von Ueli, dank den Kreiseln, zur allgemeinen Heiterkeit.

Erstaunlich, wie hier im Emmental die Holzarbeit gepflegt wird, sei es an den Höfen oder den Holzbrücken, sehr sehenswert. Die Fahrt zum Alphornbauer auf den Eggiwiler Knubel erweist sich als Irrgarten, denn die Höfe sind nicht alle an den Strassenränder, so verlangt es von Ueli einiges an fahrtechnischem Können um aus den engen Sackgassen wieder herauszukommen. Nach drei Anläufen hatten wir den wunderschönen Bachmannhof erreicht, wo Hansruedi Bachmann bereits auf uns wartete.

Nach der Begrüssung lud er uns zur Werkstattbesichtigung ein, um uns die Geschichte und Entstehung eines Alphorns miterleben zu lassen. Er liess uns auch von seinen Vorfahren bis zum heutigen Familienbetrieb einen Einblick gewähren. Der Bauernbetrieb und die Alphornschnitzerei ergänzen sich auch heute noch für ein Zubrot, da die Subventionen im Alpenraum knapp vergeben werden. Jeder von uns konnte dem Stubenhorn mal einen Ton entlocken. Darunter gab es doch ein paar begabte Bläser, auch unter den Damen. Joosli brauchte erst einen Anlauf für die ersten Töne, doch dann war es passiert. Der Profi zeigt sich von seiner besten Seite und verführte sogar Herrn Bachmann zu einem „Ständli“ im Freien. Ein gelungenes Alphorn-Duo, ein sehr erhebendes Gefühl mit diesen Klängen in den Bergen. Anschliessend lud uns Familie Bachmann zum Apéro mit feinen Epesse und diversen Sorten Emmentaler Käse ein, wovon reichlich genossen wurde.

Eventuell, wenn sich noch ein paar Sponsoren finden, kann Joosli ein neues Alphorn kaufen, denn sein altes hat einen Sprung und ist daher im Klang beeinträchtigt, und wer möchte doch Joosli einen reinen Klang gönnen, der soll sich doch mal bei Uschi melden (so kann man auch den Eggiwiler Alphornbauern etwas unter die Arme greifen).

Rückfahrt nach Sumiswald zum Mittagessen. Heinz sprach von einem sportlichen Anlass in Marbachegg, dem Grass-Trotinett (Trottinerbe) fahren, ist aber bei dieser Witterung zu gefährlich, so entschloss man sich für ein Alternativprogramm, dem Platzgen und Bogenschiessen. Im Sportzentrum angekommen nahmen wir erst einmal das Stärkungsessen mit Spagetti Polo und Salat ein, anschliessend teilten wir uns in zwei Gruppen. Für eine Gruppe war Platzgen angesagt und die zweite Gruppe bewegte sich zum Bogenstand am Waldrand. Das Platzgen ist eine alte Berner Sportart, ein Wurfgeschoss mit Handteller und fünf Zacken, unterschiedlich im Gewicht, ein kreisförmiger Lehmring mit einem Durchmesser von einem Meter und in der Mitte einen Eisenstab. Aus einer Distanz von fünf bis acht Metern wirft man den Platzgen auf diesen Lehmring, möglichst in die Mitte zum Stab, denn das gibt die höchste Punktezahl. Unser Instruktor hat das schön vorgemacht, wie man es macht! Es wird mit umgekehrtem Massstab der Abstand vom Stab zum Platzgen gemessen, das ergibt dann die Punktzahl. Gar nicht so einfach, wie es sich herausstellte! Leider fing es stärker an zu regnen und erschwerte die sonst schon schwierigen Umstände, aber wir liessen uns den Spass nicht nehmen.

Nach dem Einschiessen und zwei Durchgängen wurde die Sportart gewechselt. Die Bögeler wechselten mit den Platzgern. Bogenschiessen ist ein bisschen einfacher meint man, dem ist aber auch nicht so, von blauen Flecken bis zu fast amputierten Brustwarzen war da alles zu haben, auch fliegende Brillen gab es zu bewundern, so hatten alle mal Spass. Heinz hatte das Vergnügen den Punktesalat zu mixen, als altverdienter Sportfunktionär kein Problem!

Von hier aus fuhren wir auf die Lüderenalp (Wasen im Emmental) ins Kurhaus Hotel Lüderenalp (***-Hotel) zum Zimmerbezug. Da im Hotel eine Hochzeit und ein Morgan-Oldtimertreffen war, mussten wir in die Dependance ausweichen. Das Wetter war etwas stürmisch und regnerisch, für Waldspaziergänge ungemütlich. So verweilten wir im Hotel, denn um 19 Uhr war das Nachtessen angesagt. Eine hervorragende Küche (wie im Emmental üblich, Kenner wissen es). Judith kam jetzt zum Zug. Der Dessert wurde bis 22 Uhr hinausgeschoben, denn es war Rangverteilung und Produktionsabend angesagt, dann erst das Dessert als Belohnung.

Heinz, Roger und Walter strafften die Sport Resultate der zwei Gruppen zu einer Rangliste. Siehe da, die „gstandne Manne“, wie die Berner sagen, waren beim Platzgen vorne, natürlich Joosli und Rolf, standhaft wie immer; bei den Frauen war Jeannette auf Poleposition, gefolgt von Judith. Bei den Bögelern hat sich Kurt einen Namen gemacht, auch Jeannette traf ins Gelbe, eine gute Gruppe. 8 waren über 33 Punkte schon „knabenschiessenwürdig“. Rolf und Kurt waren die Gesamtersten, gefolgt von Jeannette und Joosli, beim Brillenschiessen Hans, mistig gings Roger der beim Einwerfen einen perfekten Hunderter hinlegte, welcher ihm nachher fehlte. Alle haben sich trotz Regen gut gehalten. Es war ein riesiger Plausch. Als Preise gab es kistenweise Mohrenköpfe, so gab es auch für die hinteren Ränge noch etwas Süsses und die waren erst noch gut, hmmm!

Judith gab anschliessend die Bühne frei für die Auftritte. Mutig wagten es Silvia und Hans als Erste nach vorne mit ihrer „Zeit-Betrachtung“. So war das Eis gebrochen und weitere Produktionen folgten.

Uschi verlangte nach fünf Männern die sich der Schuhe entledigen mussten um auf Stühle zu Stehen. Mit den Händen im Hosensack waren der Reihe nach vier unterschiedlich lange Holzstäbchen an sein Vis-a-vis weiter zu geben - gar nicht so einfach diese „Pfifeli“-Lachnummer. Judith ging zum literarischen Teil über mit „en Fründ hat brichtet“, angesteckt von dem ganzen hat kurzerhand Kurt Verse geschmiedet zum heutigen geschehen und frisch von der Leber vorgetragen, das hat ihm niemand zugetraut und ist ihm sehr gut gelungen - bravo Kurt! Unsere Margrit reimte eine Liebeserklärung für die TGF, auch Heinz konnte es nicht lassen sich mit der Grösse der Busen zu befassen. Dies trug er noch genüsslich vor, ob es manch Frauen tat hier plagen, wag ich da kaum zu sagen!

Edith holte sich zwei junge Männer. Mit einer Schnur zog sie eine Schachtel hinter sich her, die beiden mussten folgen. Am Ziel angekommen verkündete sie: Wie doch zwei so junge Männer einer alten Schachtel nachlaufen. Es war natürlich ein Lacherfolg.

Fränzi und Jeannette brachten eine musikalisch unterlegte Tanzshow. Dass die beiden Talent fürs Ballet hätten ist hiermit bewiesen.

Rolf und Karin brachten mit Ihrer Hut-Teller-Kartoffel-Werf- und Fangaktion die Zuschauer zum Toben. Uschi, Pesche und Heidy waren die Akteure: Hut aufsetzen, Kartoffel vom Teller hoch werfen und mit dem Hut auffangen ohne den Teller loszulassen, und die Kartoffel wieder in den Teller und so weiter das ganz schnell hintereinander, wer am meisten Kartoffeln mit dem Hut fangen kann hat gewonnen. Es war zum Schreien, Pesche probierte sogar den Teller aufzusetzen.

Ueli versuchte es mit einer Töfffahrt mit Geräusch und Bewegung, doch Judith mochte der Uschi das mit dem nassen Schwamm nicht antun! So ging es für einmal nicht in die Hosen. Darauf versetzten Roger und Fränzi mit ihrer Gesangs- und Tanznummer der „Blues Brothers - The Young Generation“ alle ins Staunen - die versteckten Talente!

Edith hat einen Kurs für schöpferisches Gestalten besucht. Judith musste auf einen Stuhl stehen und ein fliegendes Symbol markieren, Heinz bekam eine Schnur bis zu ihr - das Motto der Gestaltung - lasst Drachen fliegen! Uschi versucht sich auf indische Schlangen Beschwörung - es klappt nicht, sie ruft drei mal nacheinander um Hilfe, Heinz Kurt und Jeannette helfen aus. Die Pointe lautet: Gott gab mir keine Schlangen, dafür drei Kamele, so ein Reinfall!

Herrmann gibt seine Mütterberatung für sein Wunderkind zum Besten. Juhu, jetzt gibt’s Dessert zur Unterbrechung der Vorführungen, dann geht es weiter.

Ueli, unser Chauffeur und Soldat bei der Heilsarmee, gibt den besinnlichen Anstoss, sozusagen das „Wort zum Sonntag“ bei seinem Abgang. Darauf begegnet Judith mit Allzumenschlichem der „Stägehuschronik“, worauf Uschi es nicht lassen kann vom kleinsten die Storry „Ich trau mim Füdli nöd“ nachzudoppeln. Walter gab darauf den Werbespruch fürs Viagra durch, Herrmann setzt mit „Viagra Light“ noch eins drauf.

Jetzt versucht Walter das Ganze wieder etwas aufzulockern mit Aussprüchen von Harald Schmid, das wieder verleitet Herrmann zu neuen Witzen bis die Lachmuskel erschöpft waren. Die Idee war super, Judith, wir wussten anfangs nicht wies funktioniert, jetzt ist es allen klar, glaub ich, und fürs nächste Mal programmiert. Da kommt Freude auf. Die ersten Erschöpften brachen kurz vor Mitternacht in die Schlafgemächer über d‘Gass auf, auch die Letzten gingen gegen zwei Uhr und machten Übungen mit Schlüsselloch suchen, denn die Lichtschalter waren nicht leicht zu finden.

Das Schlafen war für die Einen nicht so einfach, denn die „gigeligen Weibsen“ waren nicht zur Ruhe zu bringen. Die Zimmer waren schön ruhig (kein Wunder bei der Abgelegenheit). Morgenessen war auf 9 Uhr angesagt, es war reichlich. Ab 10 Uhr wurden die Zimmer geräumt und das Gepäck in den Bus verladen, welcher sich als Aquarium präsentierte. Denn überall stand das Wasser im Bus, auch auf einigen Sitzen - zum Glück war Wanderung angesagt. Der Wettergott hat mit uns ein Einsehen. Der Himmel reisst auf und zeigt sich von der besten Sonntagswetterseite - Wanderwetter wie es im Buche steht.

Jetzt ging es über Tal nach Heimisbach, ein zweistündiger Marsch mit 200 Metern Höhenunterschied ab der Lüderenalp (1077 m.ü.M.). Der Weg führt vorbei an der Geburtsstätte des Dichters Simon Gfeller bei Zueguet. Die Schar teilt sich in zwei Gruppen, der Ausreissergruppe, die der Strasse entlang gehen und den Nachzüglern, die den Kammwanderweg benützten. Unten in Heimisbach trafen alle wieder zusammen. Heimisbach ist anscheinend der Heimatort von Pesche. Apropos Pesche: Er ist mit Kathrin heimwärts aufgebrochen, denn die Arme hat es mit Bauchgrippe erwischt. An dieser Stelle gute Besserung liebe Kathrin. Es geht gemeinsam der Strasse entlang bis zum Restaurant Krummholzbad zu einem urchigen Emmentaler Zmittag mit Pintebraten (mit Zwetschgen gefüllt), Gemüse und Speckkartoffeln.

Nach dem Mittagessen teilen wir uns wieder in zwei Gruppen auf zur Rösslifahrt über Tal - Schönenbühl, Haretegg. Da fordern die Zwetschgen des Bratens wieder ihr Opfer. Die Arme muss mal schnell im Wald verschwinden, nach dem Halt geht es weiter zum Schloss Trachselwald. Von hier aus den Horschberg hinab auf Grünen-Sumiswald. Unsere beiden Rösslifahrer Hr. Stalder mit dem Pferden Rita und Sara, sowie Hr. Steiner mit Flora und Laila, boten uns einen gemütlichen Abschied aus dem Heimisbachertal.

Wir wechseln die Fahrzeuge am Bahnhof Sumiswald , nun geht es weiter nach Lützelflüh wo uns der geistige und poetische Teil der Reise geboten wird. Wer kennt es nicht, Lützelflüh mit seinem Pfarrer Albert Bitzius. Frau Hofer brachte uns den Pfarrer, seine Umgebung und sein Werk etwas näher, wir wurden in der Kirche über sein Wirken informiert. Die von ihm geschaffene Figur Jeremias Gotthelf oder Anne Bäbi Jowäger, in welchem er die Missstände der damaligen Zeit anprangerte, so dass es auch der einfache Mensch verstand. Viele seiner Geschichten eignen sich als Theaterstücke und sind sehr beliebt im Bernbiet. Die Behausungen rund um sein Pfarrhaus werden heute als Museum genutzt um sein Werk auszustellen. Im Getreidespeicher ist ein Bildnis von besonderer Art zu betrachten, eine so genannte Inversions-Statue mit fast dreidimensionalem Charakter, ein Blickfang der überall nachfolgt. Hier sind auch historische Schriften, Stiche, Bilder und Gebrauchsgegenstände aufbewahrt. 1997 gab es zum 200-jährigen Geburtstag grosse Veranstaltungen.

Ab 18 Uhr traten wir die Heimreise über Hasli-Rüegsau und Burgdorf an. Unterwegs erfuhren wir von Uschi, dass es Kathrin den Umständen entsprechend etwas besser geht. Beim gemütlichen Heimfahren wurden die letzten Mohrenköpfe geköpft. Die waren sehr fein Heinz, wirklich zu empfehlen.

Wir Mitreisenden möchten noch einmal ganz herzlich danken für die ausserordentlich gelungene Reise mit vielen Überraschungen. Eine wunderbare, weniger bekannte Schweizerlandschaft kennen lernen zu dürfen, das ist Euch gelungen. Dankeschön Judith und Heinz!

Reiseziel:
Berner Oberland, Emmental, Lüderenalp

Datum:
8. und 9. September 2001

Organisation:
Judith Pauli und Heinz Pauli

Bericht:
Max Hochreuther

Fotos:
Hans Pache