Am Samstag, 16. September 2000 treffen wir uns um 8:45 Uhr im Hauptbahnhof. Jetzt wird gerätselt wo die Reise uns hinführt. Natel-Obligatorium, wir staunen. Wir nehmen den Zug 10:30 Uhr Richtung Zug bis Langenthal BE. Bei sonnigem Wetter treffen wir in Langenthal ein. Es bleibt noch Zeit um das Gepäck (in der „Alten Post“) abzuliefern. Dann bleibt noch etwas Zeit für einen Rundgang im schönen Städtchen. Die hohen Trottoirs sind natürlich das Erste was einem auffällt. Die sind bewusst so hoch, denn früher gab es manches Hochwasser, das durch das Städtchen floss.
Samstag ist hier auch Markttag und da gibt es doch einige Spezialitäten zum Probieren. Speziell den Halb-Geiss-/Halb-Kuhkäse und dazu frischer Süssmost ab Presse mundete köstlich. Somit war der Apèro eingenommen. Nach dieser kurzen Visite im Städtchen geht es zurück zur „Alten Post“, wo uns ein kräftiges Mittagessen erwartet. So beim gemütlichen Zuprosten gibt uns Pesche (Peter Dubach) noch ein Ereignis bekannt, dass Arno und Karin sich verlobt haben. Das ist natürlich nochmals ein Grund zum Anstossen auf das neue Pärchen.
Nach dem Essen marschierten wir wieder mit dem Gepäck zurück zum Bahnhof um zum SBB-Pavillon zu gelangen. Im ersten Stock des Gebäudes ist ein 60 m langes Modell von der Bahn 2000 (Mattstetten – Rothrist) zu sehen. Roman Wegmüller führte uns durch die Ausstellung mit Erhebung von Daten und Zahlen und dem besagten Modell, wo sich die Streckenführungen über und unter Tag Teilabschnitte gut verfolgen lassen. Mit einem Film via Helikopter und Zugcockpit wird das Erlebnis noch abgerundet. Jetzt geht es mit dem Bus zur Baustellenbesichtigung. Wir fahren die Strecke ab bis zur Murgentalbrücke. Zu Fuss über unwegsames Gelände gehen wir zum Tunnelportal. Eine imposante Baustelle ist hier zu sehen. Der einzige Viadukt der Neubaustrecke ist die 329 m lange Murgbrücke. Sie überquert das Murgenthal mit dem gleichnamigen Bach und die bestehende Linie Bern–Zürich. An den beiden Brückenenden verschwindet die Bahn 2000 westlich in den 640 m langen Ägertentunnel und östlich in den bereits im Rohbau fertig erstellten, knapp 5 km langen Tunnel „Murgenthal“.
Vor dem Ostportal des Tunnels von Murgenthal liegt die niveaufreie Verknüpfung von bestehender Linie und Neubaustrecke. Zusätzliche Geleise dienen dem Güterverkehr der Industriezone Rothrist und dem Unterhaltsstützpunkt der Baudienste. Nach vielen interessanten Details am Ort fuhren wir weiter in Richtung Herzogenbuchsee–Wanzwil zum Tagbau Tunnel Önzberg. Die Verzweigung bei Wanzwil ist das spektakulärste Bauwerk auf der ganzen Strecke. Beim Önzberg entsteht die kreuzfreie Verbindung der doppelspurigen Strecke mit der einspurigen Linie nach Solothurn. Die komplizierte Anlage besteht aus dem doppelspurigen, 3160 m langen Önzbergtunnel und den beiden einspurigen Tunneln Wolfacher Nord und Wolfacher Süd.
Nach so viel Bautechnischem wurden wir von der Bahn zu einem Apéro eingeladen in „D‘s Isebähnli“ auf dem alten Viadukt in Wanzwil, das war sehr willkommen, denn viel Zuhören und Denken macht extrem durstig und so mundete der Wein und die feinen Happen köstlich. Unseren Eisenbahnfreaks sei herzlich gedankt an dieser Stelle – eine wirklich gute Idee muss ich schon sagen! Meist besuchen das nur Gemeinderäte und Schulklassen, einmal schauen wo unsere Steuergelder verlocht werden, für eine bessere Zukunft, ist doch auch wichtig.
Am späten Nachmittag fuhren wir dann über schöne Bernerlandschaft Richtung Solothurn, gespannt wo unser Nachtlager sein wird. Wir verliessen Solothurn, der Wegweiser zeigt auf Langendorf–Oberdorf. Jetzt ist allen klar was das heisst; der Weissenstein liegt vor uns. Am Seilbähnli Station Oberdorf angekommen ist wegen dem Föhnsturm die Fahrt eingestellt, so ein Pech. Müssen wir jetzt hinauf laufen, fragen die Einen, eine Gruppe macht sich schon bereit, doch 2½ Stunden für einen Windhund und das alles aufwärts von 655 m bis 1284 m, das wäre für den Anfang, mit dem Apéro in den Knochen, schon etwas zu happig. So entschlossen unsere Fürsprecher fürs Rauffahren (danke Uschi, Judith u. Katharina). Wer den Weissenstein kennt weiss, dass das mit einen Bus eine ungemütliche Strecke zum fahren ist, mit 16% Steigung und einer eher als schmal geltende Strasse. Dementsprechend vorsichtig fuhr unser Chauffeur. Brenzlig wurde es jedes mal wenn einer entgegen kam. Alle waren froh, dass wir oben heil angekommen sind.
Jetzt heisst es, Bagage fassen und den Anstieg zum Kurhotel in Angriff nehmen, das Wetter war zum Glück sehr schön aber windig. Eilig machten wir uns auf zur Zimmerschlüssel-Verteilung. Wie gewohnt gibt es für die Senioren 2er, für die jung gebliebenen 4-, 6-, oder 8-Bettzimmer. Da geht’s jedesmal hin und her, wer geht zu wem, wer schnarcht, wer nicht, wer schläft bei offenem Fenster usw. bis sich der Haufen zusammen gerauft hat, es ist lustig zum Zusehen und Hören, theaterreif. Nach der Verteilung wird schnell das Nötigste versorgt um sofort die Terrasse in Beschlag zu nehmen, denn die Sicht ist gut, trotz schlechtem Wetter in der Ostschweiz und Alpen. Wenn’s nur morgen auch so bleibt, denken alle, denn Regen ist angesagt! Da ein eisiger Föhn ordentlich von unten bläst kann man die Seenplatte schön sehen, auch das Mont Blanc Gebiet, das Berneroberland hüllt sich bereits in Wolken. So recht durchgelüftet und schwatzend standen wir auf der Terrasse um Gedanken auszutauschen über die Expo 200X und andere brisante Themen. Dann machten wir uns auf zum Säli wo das Abendessen auf uns wartet.
Ein vorzügliches Dinner wurde geboten, Broccolicrèmesuppe, Rahmschnitzel an Champignonsauce, Butternudeln, Gemüsebeilage, Cremeschnitten, speziell für Sie angerichtet, hiess es auf der Speisekarte. Mit Spielen und viel Flüssigem war der Abend im Nu vorbei und die Schliessung des Speisesaals, gab den einen Grund, sich in eine liegende Stellung zurückzuziehen nach dem Motto, wer zuerst Schläft hat kaum Mühe mit den Schnarchlis, die Aufbleibenden mussten in den Nebenraum disluzieren. Es war eine kalte, klare Mondnacht.
Am nächsten Tag ist um 8.00 Uhr das Morgenbuffet angesagt, da will niemand zuletzt sein! Aufwachen ist da automatisch, es denkt jeder - nur nicht verschlafen. So gingen die Ersten schon um halb Sieben in den Waschraum. Mit der Morgensonne konnte man Eiger und Jungfrau sehen, auf der linken Seite gab es schwarze Wolken, oh je das kann ja heiter werden für die Wanderung! Nach dem ausgiebigen Frühstück war die gedämpfte Stimmung wieder verflogen, denn es gab ein paar Sonnenstrahlen hier oben und im Unterland, nur die Wolkendecke gegen Grenchen war sehr dicht und schwarz. Ein Vorteil war es doch, denn die Hitze machte uns beim Laufen weniger zu schaffen. Ab jetzt trennte sich die Gruppe , die Senioren brachen zur Busfahrt Richtung Altreu auf, Flussfahrt nach Solothurn und mit sachkundiger Stadtführung durch Marie und Paul Dubach. Gemäss den Teilnehmern war es ein toller und interessanter Ausflug, an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an die Beiden.
Für die Bergler ging es vom Kurhaus (1284 m) erst mal wieder runter ins Nidelloch (1226 m) und zur Abzweigung „Hinterer Weissenstein“ (1182 m) und hinauf auf die Gitziflue (1325 m), um wieder abwärts zu gehen auf 1315 m. Vor uns die Hasenmatte mit ihren 1444.8 m es schien, als machten wir eine Hasenjagd, so ein Tempo. Man vergass schier das Schnaufen. Zum Glück ging es wieder runter auf 1320 m, und welche Überraschung, neben der Passhöhe stand ein Grill bereit und Päsches Schwester Christine mit Ehemann Kurt und Kinder. Wie zu erwarten, waren wir über eine halbe Stunde zu früh und die Würste noch nicht so weit, aber das Tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Wir genossen zuerst einmal Zopf und Bier und trockneten nach dem ersten Schluck des kühlen Trunkes den Schweiss, der reichlich floss. Ein erhebendes Gefühl – auf Berges Höhen und eine Grand Tabel voller guter Sachen, wie im Schlaraffenland, so war die Stimmung trotz Strapazen enorm (immer die unsportlichen haben zu motzen - so im Gedanken an einen schaurigen Muskelkater, danach!).
So gestärkt waren wir wieder mutig, und voll des Lobes an die Adresse der lieben Schwester, machten wir uns wieder auf den Gratweg (die Läufer, die etwas Mühe hatten, benutzten den Passweg um beim oberen Grenchenberg zu uns zu stossen). Nun ging es mal wieder aufwärts zur Stallflue (1409 m), immer ein wenig auf und ab an der Schwelli vorbei und zur Wandflue (1399 m), von da aus steil nach unten zum oberen Grenchenberg (1348 m). Wieder vereint erklommen wir die letzte Steigung Bützen (1382 m) Richtung Längschwang (1301 m) von hier aus nur noch abwärts über eine Rossweid. Für ungeübte Rösseler ist hier anzufügen, man füttere nie ein fremdes Ross ausser der Rossknecht ist in der Nähe, das bekamen unsere Theaterdamen zu spüren, denn der Chäib hatte nach den Äpfeln so eine Lust, dass er sogar auf die Frauen losging und nicht mehr abzubringen war, fast eine Kabarett Nummer aber eine Unheimliche, wenn es so ernst wird! Mit einem Spurt suchten die Frauen das Weite, denn das Gasthaus Unterer Grenchenberg war schon in sichtbarer Nähe. Na wie soll’s anders sein wieder zu früh angekommen waren die Bangeter‘s noch nicht bereit für den Service. Da wir unsere Organisationstalente bei uns hatten, war das auch kein Problem, die Ersatzserviertöchter Rolf und Pesche sprangen sofort in die Lücke. So wurden wir umgehend mit den Getränken versorgt, bis die restliche Gruppe von Solothurn eintraf.
Dann war auch die Küche so weit, dass der Schinken und Kartoffelsalat geschöpft werden konnte. Das war ein glorreicher Abschluss von zwei wunderschönen, aber strapaziösen Tagen. Nach dem Essen wurde unverzüglich der Bus bestiegen, da wir ja die lange Reise nach Zürich noch vor uns hatten. Die Frage der Umweltverträglichkeit ist immer wieder ein Thema, aber die Gemütlichkeit obsiegte vor der Umsteigerei in den Zug, auch verständlich nach diesem Marsch. Fredi und Silvio verliessen uns, sowie die Dubachs in Solothurn. Der ganzen Familie Dubach und Rolf Brunold ein ganz grosses Merci. War ganz toll organisiert und das Natel-Obligatorium erwies sich wieder mal als Gag, so guet! Wir hatten noch einen ganz netten Car-Chauffeur der uns fast vor die Haustüre brachte, gell Jossli, so toll, so waren wir alle rechtzeitig zu Hause, eine schöne Reise, an zwei sonnigen Tagen, danke an alle Mitwirkenden.