„Häsch en Vogel?“
Nein, diesmal geht’s nicht um die bekannte Wiediker Comedian-Truppe „Schräge Vögel“. Sondern um ihre Rivalin im Quartier: die Theatergruppe Friesenberg (TGF). Seit einem Dreivierteljahrhundert – seit 1946 – existiert dieser Laienschauspielverein. Es ist der älteste Theaterverein im Quartier, aber immer noch vital. Die alljährliche Aufführung – „eine Komödie, ein Lustspiel oder ein Schwank“ – sind stets gut besucht und äusserst beliebt, auch über den Kreis 3 hinaus. Die Zuschauer kämen mittlerweile aus 16 Kantonen, schreibt die TGF stolz auf ihrer Website.
Die beiden Bankräuber Robert (Gian Valenti, links) und Carlo (Rolf Brunold) mit dem plappernden Papagei (im Hintergrund).
Das neue Stück Häsch en Vogel stand bereits vor zwei Jahren auf dem Programm. Doch bereits nach drei Aufführungen zog der Bundesrat mit dem ersten Lockdown den Stecker. Nostalgisch, aber auch etwas traurig erinnert sich die Crew an den legendären Freitag, 13. März 2020, 20.02 Uhr: „Zu diesem Zeitpunkt hätte die Präsidentin die Besucherinnen und Besucher begrüsst. Musik mit quietschenden Reifen und Sirenen hätten das Theaterstück eröffnet. Und zwei Bankräuber in schwarzen Kleidern wären durch den Zuschauerraum gestürmt, bereit das Publikum während zwei Stunden zu unterhalten.“
Doch stattdessen sassen die Spielerinnen und Spieler der Theatergruppe Friesenberg in der eigenen Theaterbeiz. Vertilgten Unmengen an Wienerli, belegten Broten und Kuchen, die eigentlich die Theaterbesucher in der Pause hätten verwöhnen sollen. Und ja, auch das eine oder andere Glas Wein half beim Begreifen des Unbegreifbaren: „Aufführungen abgesagt“. Das Schicksal teilte die TGF mit vielen anderen Theatervereinen im ganzen Land. Man war froh, dass man zumindest drei Vorstellungen der Komödie „Häsch en Vogel?“ zeigen konnte. Die Uraufführung war geglückt und die Reaktionen des Publikums überwältigend. Deshalb war für die Verantwortlichen noch an diesem Abend klar, „dass wir die Komödie nochmals auf die Bühne bringen wollen“.
Die neue Sekretärin (Gaby Sievi) überrascht die beiden Bankräuber, die sich als Agenturinhaber und holländischer Putzmann ausgeben.
Nach zwei geschlagenen Jahren ist es nun so weit. Im November 2021 nahm die Theatergruppe die Proben wieder auf. „Man merkt allen an, wie sehr sie es vermisst haben, auf der Bühne zu stehen“, sagt Regisseurin Brigitte Schmidlin, die zum dritten Mal bei der TGF Regie führt. „Es ist erstaunlich, wie viel noch hängen geblieben ist. Das erlaubt uns, noch mehr an Details zu feilen und auch das eine oder andere auszuprobieren. Wir freuen uns, wenn es endlich losgeht.“
Die Geschichte hört sich nach einem richtigen Dorfschwank an. Robert Binggeli ist ein seriöser Buchhalter – eigentlich. Doch die Finanzkrise bringt ihn ökonomisch in Not. Um an Geld zu kommen, lässt er sich von seinem Cousin, dem Bankräuber Carlo Stalder, besser bekannt als „Kanonen-Carli“, zu einem Überfall überreden. Doch die Flucht läuft schief. Mit einer Tasche voller Geld und der Polizei im Nacken verstecken sich die beiden in der Werbeagentur von Daniel Wagner. Durch einen Unfall verliert Wagner vorübergehend seinen Verstand und hält sich für Figuren aus bekannten Werbespots. Dafür glaubt die neue Sekretärin der Agentur, Elena Hofmann, Robert sei der Werbe-Chef – und der Profi-Bankräuber Carli ein holländischer Putzmann. Um nicht aufzufliegen, spielen die beiden Bankräuber notgedrungen das falsche Spiel mit. Dabei haben sie alle Hände voll zu tun. Einerseits mit den Kundinnen der Werbeagentur: der Influencerin Katy Flowervalley und der Nonne Schwester Constanza. Zum anderen mit Wagners Frau Sarah und einem übermotivierten Maler – Pardon „Designer“. Und dann ist da noch Fridolin. Der sprechende Papagei der Wagners schnappt so allerlei Wörter auf – und wiederholt diese aus Sicht der Bankräuber zum falschen – und zur Freude der Zuschauer zum richtigen - Zeitpunkt. Gelingt es Robert und Carli unerkannt zu bleiben und mit dem Geld abzuhauen?
Bankräuber Robert kriegt es mit der Nonne Constanza (Edith Engler) zu tun
Die Komödie stammt aus den eigenen Reihen. Autor ist der langjährige Schauspieler Atréju Diener. „Das Stück ist eine richtige Boulevard-Komödie, die den Nerv der Zeit trifft. Sie verfügt über viele Anspielungen auf die reale Welt, insbesondere auf die Werbebranche. Den Zuschauern wird bestimmt der eine oder andere Werbespot bekannt vorkommen“, so der Autor. Die Komödie „Häsch en Vogel?“ scheint nicht nur im Friesenberg erfolgreich zu sein. Das Stück hat es innert Kürze in die Bestseller-Liste des Breuninger Verlags geschafft und ist mittlerweile bereits in vier verschiedenen Ländern aufgeführt worden.
Die Premiere der Theatergruppe Friesenberg findet am 5. März statt. Wiederum verbunden mit dem traditionellen Spaghettiplausch. Das Stück wird 12 Mal aufgeführt. Dernière ebenfalls mit Spaghettata ist am Samstag 26. März. Tickets können ab Donnerstag, 10. Februar unter www.theatergruppe-friesenberg.ch oder telefonisch unter 056 619 78 14 (ab 07.30 Uhr) reserviert werden. Viel Spass!