Theatergruppe Friesenberg, Zürich
„'s Gläuf bim Zimmerherr“ von M. Frey
Im Programm stand nichts davon, dass der Theateraufführung eine gesangliche Darbietung vorausging. Im Gegensatz zu einigen anderen Theaterbesuchern störte sie mich gar nicht, ausser dass ich meine, dass dieser Auftritt des Gemischten Chors ein Teil des Unterhaltungsabends war und darum auch hätte erwähnt werden müssen! Oder fürchtete man, dass man damit die „jüngeren“ Jahrgänge (die erschreckend gering vertreten waren, notabene) vertreiben würde? Nach den begeistert beklatschten Jodel- und Folkloreklängen bot sich den Zuschauern ein sehr schönes Kulissenbild mit vielen Details, die auf eine ausgesprochen typische Junggesellenbude hinwiesen. Mein Kompliment! Zum spielerischen Ablauf folgende Bemerkungen: Der Wecker klingelt, der Schlafende springt sehr schnell aus dem Bett, schlurft dann langsam zum Bad - und markiert nachher allergrösste Müdigkeit. Wäre ein umgekehrter „Energie“-Ablauf nicht logischer? Schön wieder die Idee mit den verschiedenen Morgentoilettengeräuschen. Sehr unvorteilhaft allerdings die Stellung der Möbel. Der Tisch stand am schlechtest-möglichen Platz, so links aussen, dass die im linken Saalteil Sitzenden Mühe hatten, die Agierenden zu sehen und auch zu hören. Dies ist um so bedeutender, weil der Tisch als der Spielort während des ganzen Stückes fungiert. Ausgezeichnet die Idee mit den „Traumszenen“, die eine echte Bereicherung waren. Schade wiederum, dass der rote Faden, nämlich das Zitieren der verschiedenen Schiller-Sprüche, total im Applaus oder im Lachen der Zuschauer unterging. Hätte man da feinere Zeitregie angestrebt, wäre der so reizvoll gemischte Dialog zwischen Vertreter und Zimmerherr noch viel besser zur Geltung gekommen. Was die Spieler anbetrifft, so war die Besetzung des „möblierten Herrn mit Separateingang“ und der Molinari, einer „Dame“ (die Darstellerin bewies, dass man auch aus einer kleinen Rolle viel machen kann!), sicherlich ideal. Auch die restlichen Spieler erschienen durchaus glaubwürdig, wenn auch deren Charakter noch „dicker“ hätte aufgetragen werden dürfen. Liseli war mir zuwenig „lieb“, sollte sie doch ein anhängliches, häufig in Tränen ausbrechendes Wesen sein. Nun, das ist sicher eine Ansichtssache, aber im gesamten meine ich, dass man mit diesem Potential an Spielern aus dem „einfachen“ Stück mehr hätte machen müssen.