Im Kirchgemeindehaus Friesenberg: „Föif Cherzli“
Es war ganz gewiss kein kleines Wagnis, als die Theatergruppe Friesenberg unter der Leitung von Leo Seidl sich entschloss, zu Ehren des in diesem Jahre sechzig werdenden Jakob Stebler sein Stück „Föif Cherzlis“ aufzuführen. Jakob Stebler schreibt für Laienbühnen und findet dabei oft jenen Ton, der verstanden und mitempfunden wird. Auch dieses Werk, das einen sehr elegischen Grundton hat, bewies des Autors geschickte Hand. Das Werk handelt von einer hoffnungslosen Liebe. An ihrem fünfzigsten Geburtstag und beim Schein von fünf Kerzen erzählt Silvia ihren zwei jungen Verwandten von der hoffnungslosen Liebe zu Karl, der ins Ausland ging und mit einer Frau zurückkam. Es wird also mit Rückblendung gearbeitet.
Das Werk stellt an die Mitwirkenden grosse Anforderungen und birgt auch gewisse Gefahren: Laienspieler versagen in tragischen Szenen oft, weil hier eine auch nur leise Chargierung peinlich wirken kann. Man darf darum Leo Seidl, der Regie führte, das Lob aussprechen, dass er seine Leute gut geführt hat, sie zu zurückhaltendem Spiel anhielt, so dass das Werk zu einer sehr guten, Ensembleleistung zusammenwuchs. Stebler arbeitet natürlich mit dem Mittel der Schwarz-Weiss-Malerei, Zwischentöne fehlen, die Charaktere sind in ihren Eigenschaften klar abgegrenzt, was zur Bühnenwirkung viel beitrug, weil das Publikum zum vornherein Sympathien und Antipathien leicht verteilen konnte. Auch der Schluss des Stückes ist elegisch: Der Mann glaubt, im Alter noch ein spätes Glück finden zu können, aber die Frau, die so viele Jahre auf ihn gewartet hat, sagt ihm, es sei zu spät, die Kerzen seien niedergebrannt. In seiner Grundhaltung ist das Werk sehr anständig, sehr menschlich und ohne Efekthascherei. Es hat Rollen darin, die nicht einfach zu spielen sind, so etwa jene der beiden Hauptdarsteller Silvia und Karl. Man darf dem Ensemble das Lob aussprechen, dass jeder sein Bestes gab, seine Rolle mit Geschick ausfüllte und ihm so eine Eigenexistenz verlieh, die das Publikum bis zum Schluss mitgehen liess. Wir wollen uns der Einzelbewertung enthalten; sie alle, die mitspielten, trugen zum guten Gelingen bei, aber erwähnt sei noch, was den Rezensenten sehr sympathisch berührte: die Namen der Mitwirkenden wurden verschwiegen und damit angedeutet, dass das Ensemble als Kollektiv gewertet werden wollte — und der Reinertrag der Aufführung war für die Kirchenpflege Wiedikon bestimmt. Man darf also der rührigen Theatergruppe Friesenberg sowie ihrem begabten Leiter Leo Seidl zur Aufführung gratulieren — der langanhaltende Beifall des zahlreichen Publikums war verdient.